Wien, 16. August 2023
Schön während des Studiums ist die Selbstständigkeit für viele ein Traum. Unabhängig zu sein, nur für sich Geld zu verdienen und größere Flexibilität zu haben, als bei einem Angestelltenverhältnis – diese Vorteile haben ihren Reiz. Die mit einer Selbstständigkeit verbundenen Herausforderungen halten allerdings viele Menschen davon ab, diesen Weg zu gehen. Dabei wird oft vergessen, dass auch diverse Beschäftigungsformen bestimmte Herausforderungen mit sich bringt, die wiederum Selbstständige nicht haben. Wer sich also doch für das Selbstständigendasein vielleicht sogar direkt im Anschluss ans Studium entscheidet, sollte zumindest wissen, wie er die Erfolgschancen erhöhen kann.
Die Selbstständigkeit bringt einige Vorteile mit sich: Man ist sein eigener Chef und kann den Zeitplan für die Arbeit selbst bestimmen. Außerdem hat man selbst das letzte Wort, wenn es um Entscheidungen geht. Zudem kann man mit Menschen zusammenarbeiten, die man sich selbst auswählt. Nicht zuletzt beweisen Statistiken immer wieder, dass wirklich viel Geld vor allem Selbstständige verdienen. Doch all diese Dinge sind zwar schön, sie machen aber nicht glücklich. Unglücklich zu arbeiten wiederum lässt sich mit Erfolg schwer vereinbaren. Denn nur, wer zufrieden ist, mit dem was er tut, wird langfristig auch die volle Leistung bringen und dadurch erfolgreich sein können.
Der vielleicht wichtigste Schlüssel zum Erfolg ist daher Leidenschaft. Jeden Tag aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, ist nicht selten eine Plackerei. Ohne einen Vorgesetzten, dem gegenüber man verpflichtet ist, verlieren viele Selbstständige irgendwann die Motivation. Das wirkt sich auf das gesunde Wachstum des eigenen Unternehmens aus.
Um das zu vermeiden, sollte man sicherstellen, dass man wirklich an die Arbeit glaubt, die man verrichtet. Es geht also darum, sich eine Aufgabe zu suchen, die einen erfüllt und einem ein Gefühl der Zielstrebigkeit gibt. Wer sein Unternehmen liebt, hat es viel leichter, ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht, um bekannter und erfolgreicher zu werden.
Das Wörtchen „Zielstrebigkeit“ ist nun schon gefallen. Damit kommen wir zum zweiten Punkt, der die Erfolgschancen einer Selbstständigkeit erhöht. Denn Leidenschaft ist toll, sie muss allerdings in erreichbare Ziele kanalisiert werden.
Um geschäftlich erfolgreich zu sein, muss man also wissen, was man will, um dann wiederum schauen zu können, was man braucht, um dorthin zu gelangen. Anschließend lässt sich ein Plan aufstellen und die genaue Verfolgung dieses Plans führt bestenfalls am schnellsten und sichersten zu den sich selbst gesetzten Zielen.
Zu Beginn einer jeden Unternehmensgründung setzt man sich daher am besten hin und erstellt eine Liste der Ziele, die erreicht werden sollen. Fragen, die dabei auftreten und beantwortet werden sollten, können etwa sein:
In Österreich waren im Jahr 2021 ganze 451.700 Personen selbstständig. Bei knapp unter 9 Millionen Menschen insgesamt, die in Österreich leben, sind immerhin rund 5 Prozent selbstständig. Das mag vielleicht noch vertretbar klingen, sobald man sich selbstständig macht, merkt man aber recht schnell: Die Konkurrenz ist groß. Es gibt kaum eine Branche, in der man durchstarten kann, ohne auf die Leistungen und Produkte der Konkurrenz zu schauen und sich zu vergleichen.
Um aus der Masse herauszustechen, braucht es für eine erfolgreiche Selbstständigkeit ein oder mehrere Alleinstellungsmerkmale, auch Unique Selling Points (USP) genannt. Dabei handelt es sich um ein Marketingkonzept, das den Unterschied zwischen dem eigenen Produkt oder der eigenen Dienstleistung und der Konkurrenz zum Ausdruck bringt.
Gerade, wenn man erst in die Selbstständigkeit startet und noch ein kleines Unternehmen hat, können USP entscheiden, ob der Schritt gelingt oder ob man scheitert. Mit den richtigen USP lässt sich mitunter tatsächlich sogar mit großen Marken konkurrieren – selbst, wenn man gerade erst mit dem Studium fertig ist und noch kaum Berufserfahrung sammeln konnte.
Bei der Suche nach USP kann man allerdings übrigens gerne von den „Großen“ lernen und sich etwas abschauen. Eins der besten Beispiele ist das schwedische Möbelhaus „IKEA“. Natürlich gibt es viele Möbelhäuser, der Erfolg von IKEA allerdings zeigt, dass das Unternehmen irgendetwas richtig macht. Kein anderes Unternehmen der Branche bietet zu derlei günstigen Preisen montagefertig und mit schneller Verfügbarkeit eine derart große Auswahl an wirklich gut designten Möbeln an. Der Onlineversandhändler „Amazon“ wiederum zeigt, dass eine riesige Auswahl an Produkten weltweit rund um die Uhr teilweise zu Preisen angeboten werden kann, die sich sonst nirgends finden. Auch hier hat das Unternehmen einen USP gefunden, für den es inzwischen überall bekannt ist.
Nicht ohne Grund hört und liest man immer wieder, wie wichtig „Networking“ doch ist. Früher nannte man es vielleicht „Vitamin B“, gemeint ist damit aber im Prinzip immer das Gleiche. Der Gedanke: Der Erfolg im Geschäftsleben ist nicht davon abhängt, was man weiß, sondern wen man kennt.
Natürlich muss auch ausreichend Wissen vorhanden sein, was damit aber zum Ausdruck gebracht werden soll, ist klar. Nur, weil man selbstständig ist und mitunter ganz allein und nur für sich arbeitet, bedeutet das natürlich nicht, dass man keinen Kontakt mit anderen aufbauen und halten sollte. Neben Kund:innen zählen hierzu beispielsweise auch Mitberwerber:innen, Lieferant:innen und etliche anderen Leute, die sich in der eigenen und nahestehenden Branchen tummeln.
Denn wer die „richtigen“ Leute kennt, kommt schneller an neue Aufträge, kann sich austauschen, um die Arbeit zu verbessern und kommt mitunter in Kontakt mit Menschen, die einem Möglichkeiten auftun, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte. Außerdem ist es eine gute Idee, erfahrene Leute im eigenen Metier kennenzulernen, die einem als Mentoren oder Motivation dienen.
Für den Erfolg einer Selbstständigkeit ist daher die Teilnahme an Networking-Veranstaltungen und Fachmessen in der eigenen Branche unermesslich wichtig.
Gerade in Zeiten von Social Media kann der Erfolg eines Unternehmens mit dem Ruf in der Öffentlichkeit stehen und fallen. Die Aufrechterhaltung des Images des eigenen Unternehmens ist daher ebenfalls einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Denn bei einer wirksamen Markenbildung geht es darum, eine Identität für das Unternehmen in den Köpfen von Kund:innen, Klient:innen und allen anderen zu schaffen, mit denen man Geschäfte macht.
Ein Image lässt sich durch das persönliche Auftreten und Dinge, wie eine Corporate Identity sowie eine bestimmte Unternehmensphilosophie schaffen. Zur Pflege des Images gehört dann, dass man den propagierten Werten treu bleibt und dass die eigenen Leistungen zu dem passen, was man verspricht. Das Image sollte also gezielt nur kreiert werden, wenn es auch der Realität entspricht. In diesem Sinne ist das Bekanntmachen eines Images letztlich nichts anderes als den Kern des Unternehmens herauszuarbeiten und zu polieren, um ihn dann der Öffentlichkeit zu zeigen.
Um das Image schließlich aufrechtzuerhalten, gehören auch Details: Wer ein Geschäft oder ein Büro hat, muss darauf achten, dass die Räumlichkeiten professionell gestaltet sind und das alles gepflegt wirkt. Vielleicht noch wichtiger als die Räumlichkeiten ist es heute, die Marke des Unternehmens online zu pflegen. Um ernst genommen zu werden, sind heute für die meisten Selbstständigen eine professionelle Website sowie ein Profil für des Unternehmens auf verschiedenen Social-Media-Kanälen wie Facebook, Twitter, Xing und LinkedIn wichtig. Wie auch immer für das eigene Unternehmen hier geworben wird, man sollte stets darauf achten, dass die vermittelten Botschaften konsistent und positiv sind.
Dass Selbstständige flexibler arbeiten können, mag im ersten Moment nur attraktiv klingen. Länger schlafen können, sich die Kund:innen aussuchen, wie man möchte, Urlaub dann machen, wenn man gerade Lust hat – ja, das ist schon nett. Doch diese Flexibilität bringt auch Herausforderungen mit sich. Eine Selbstständigkeit nämlich verlangt einem in manchen Situationen Flexibilität ab, in denen man sie gar nicht gerne hätte. Es gilt dann, sich auch hier anzupassen und zu lernen, mit den entsprechenden Situationen professionell umzugehen.
Denn ganz unabhängig davon, wie solide der Businessplan ausgearbeitet ist oder wie viel Unterstützung man von de Menschen im eigenen Umfeld erhält – es kann immer sein, dass das Unternehmen nicht von Anfang an erfolgreich ist. Genauso gut kann es in Zukunft schwierige Zeiten geben, in denen einmal tage- oder wochenlang keine Aufträge anstehen. Rücklagen, die man sich in den erfolgreicheren Zeiten bildet, müssen dann zur Verfügung stehen.
Mitunter kann es aber auch passieren, dass radikalere Maßnahmen notwendig werden: Sollte der derzeitige Ansatz, aus welchen Gründen auch immer, nicht funktionieren, muss vielleicht der gesamte Geschäftsplan geändert werden. Nun ist es vielleicht Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Dafür ist es wichtig, stets eine ehrliche Diagnose der Selbstständigkeit zu erstellen. Wer seine größten Stärken und Schwächen sowie Erfolge und Misserfolge erfasst und analysiert, kann bei Bedarf entsprechend vornehmen und sich verbessern. Nur, wer flexibel und anpassungsfähig ist, kann die breite Palette an Hindernissen und Rückschlägen wegstecken und daraus Kraft schöpfen, die im Rahmen einer Selbstständigkeit keine Seltenheit ist.