Ferialjob auf der Berghütte

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Gelegenheit beim Schopf packen

29. August 2017

Als ich mit meinem Vater im Februar in Werfenweng Skifahren war, sind wir zur Mittagspause in eine Berghütte eingekehrt, um uns zu stärken. Kurz darauf hat sich der Chef zu uns gesellt und eine Konversation begonnen. Wir kannten den Gastwirt schon länger, weil mein Vater in der Gegend aufgewachsen ist - das hat uns sicher einen kleinen Vorteil verschafft. Während der Unterhaltung mit dem Wirt des Berggasthofes stellte sich heraus, dass er noch einen Ferialpraktikanten für den Sommer braucht. Nachdem ich in eine höhere Schule gehe, die Wirtschaft und Tourismus lehrt, gab ich ihm entschlossen meine E-Mail-Adresse und Telefonnummer.

Nach ein paar Anrufen, wo einer davon anscheinend auch ein Vorstellungsgespräch war, stand fest, dass ich am Berg einen Monat in Küche und Service arbeiten darf. Im Anschluss an unseren Skiausflug haben wir ihm sämtliche Dokumente dann elektronisch geschickt, die er noch benötigte. Den Lebenslauf, das letzte Schulzeugnis meines Fachzweiges Hotel und Gastronomiemanagement, eine Kopie des Meldezettels und ein Leerformular für den Praktikantenvertrag. Wir legten telefonisch noch den genauen Arbeitszeitraum, die Tätigkeiten und den kollektivvertraglichen Lohn für einen Gastgewerbearbeiter fest.

Ich bin sicher, dass der schon bestehende persönliche Kontakt meines Vaters zum Hüttenwirt hilfreich war. Es nutzt, mutig zu sein und direkt nach einem Sommerjob zu fragen, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Wenn du also einen Ferialjob suchst, frag zuerst im Familien- und Freundeskreis nach. Im Internet sind aber auch auf Job-Suchmaschinen wie jobswype eine Menge Sommerjobs zu finden. Ein halbes Jahr oder sogar noch länger solltest du als Suchzeit einplanen.

Arbeitszeit: 40 Stunden/Woche
Verdienst: 700 €/Monat + 90€ Trinkgeld + freie Unterkunft

Mit den Herausforderungen wachsen

6. September 2017

Die erste Herausforderung die es zu meistern galt, um an meine Ferienjob-Arbeitsstätte zu kommen, war mich und mein Gepäck auf die Hütte zu bringen. Denn die liegt in 1.600 Meter Höhe. Und ist im Sommer nur per Seilbahn und einem 20-minütigen Fußweg ab der Bergstation zu erreichen. Ich bin sportlich und so war dies schnell gemeistert.
Kaum angekommen, hat der Wirt mich schon zum Servieren eingeteilt. Erst später hat er mir mein Zimmer für die nächsten 4 Wochen gezeigt – ein eigenes Reich mit Waschbecken und TV, aber sehr klein. Von der Tür aus kann ich direkt ins Bett springen. Bad & WC liegen am Gang, wie das auf Berggasthöfen oft der Fall ist.
Nach dem Einräumen des Kleiderschrankes hatte ich die Ehre das gesamte Personal, welches aus drei Personen (das Küchenteam aus Ungarn!) bestand, kennen zu lernen. Sie waren sehr nett zu mir und haben Geduld gezeigt. Denn ich musste mir erst einmal einen Überblick verschaffen, um zu wissen wo alles ist. Am Berg gibt es wenigstens nicht so eine strenge Kleiderordnung wie in einem Restaurant. Kurze oder lange Hose und T-Shirt sind ausreichend. Zuerst wurde ich in den Service eingeteilt, der mir auch eine große Freude bereitete. Manche Gäste sind lustig, andere spendabel beim Trinkgeld und wieder andere verlieren so Dinge wie ihren Autoschlüssel. Blöde Sache!

Gleich am ersten Tag folgte die zweite Herausforderung – das elektronische Kassen- und Boniersystem. Weil ich da zu Beginn noch nicht so schnell beim Eingeben bin und den Gast nicht warten lassen wollte (manche haben aber auch dauernd Sonderwünsche! die nicht im System erfasst sind), habe ich alles zuerst auf einen Block notiert und in Ruhe – ohne Zuschauer - hinter der Schank im System nachgetragen.
Gäste bedienen mache ich gerne – aber im so einem Gewerbe und als Ferialpraktikant kann man nicht (mit)bestimmen, wie der nächste Tag aussieht. Am darauffolgenden Tag wurde ich zum Abwasch eingeteilt. Tagesmotto: Vom Tellerwäscher zum Millionär? Und dann musste ja noch nach 21 Uhr die Küche geputzt werden - doch auch das muss man einmal gemacht haben. Am Berg musste ich größten Teils selbstständig arbeiten und selbst auf meine Arbeitszeiten achten. Doch zu meinem Glück lernen wir so etwas auch in der Schule. Also entweder 7-17 Uhr oder Zimmerstunde am Nachmittag, hängt immer davon ab, ob man gebraucht wird. Die freien Tage sind meist unter der Woche, wenn weniger los ist.

Ich würde nicht empfehlen, im Gastgewerbe zu arbeiten, wenn man keine Ahnung davon hat. Denn man hat auch mit sehr viel Kritik zu tun, mit der nicht jeder umgehen kann. Und um dem Stress und Ansturm der Gäste gewachsen zu sein, ist es gut, die Ruhezeiten auch wirklich zu nutzen. Wenn es auch für mich dann hieß: ab aufs Rad, um ins Tal zu kommen und vielleicht eine Einkaufsrunde einzulegen. Und retour nur nicht die letzte Gondel verpassen!

Von fremden Menschen und dem lieben Wetter

15. November 2017

Wenn man auf einer Berghütte arbeitet, hat man mit sehr vielen internationalen Gästen zu tun. Unter anderem waren Holländer, Franzosen, Italiener, Engländer u.v.m. zu Besuch. Wenn man solche Gäste bedient, liegt die Herausforderung darin, diese zu verstehen - denn nicht jeder kann perfekt Deutsch oder Englisch. Natürlich muss man dann auch noch damit rechnen, dass man etwas falsch aufschreibt - aber das gehört dazu. Unhöfliche Gäste können dir den Tag vermiesen. Trotzdem muss man immer höflich und respektvoll bleiben und Kritik, so sie passt, ernst nehmen. Später kann man ja im eigenen Zimmer dann Dampf ablassen!
Ein weiteres Highlight für mich als „Stadtkind“ war, Milch zu holen. Denn dazu musste ich in der Früh, bei 19° Celsius, zur nächsten Berghütte gehen und dann mit einem randvollen 10 Liter-Kübel wieder zurückgehen. Aber das war es immer Wert! Der Ausblick und die frische Luft waren wunderschön. Mein Chef hat eine 11-Jährige Tochter, die von der Natur begeistert ist und sich deshalb über die Geburt von 2 Lämmchen „Winnie und Puh“ sehr gefreut hat. Natürlich hatte ich das Vergnügen, mit ihr 3-mal am Tag zu einer anderen Almhütte zu gehen und diese Lämmchen füttern zu dürfen.
Manche Tage waren schon ziemlich anstrengend und ich konnte kaum noch stehen. Dann ging ich nach Dienstschluss ins Zimmer, legte mich aufs Bett und genoss die Sonne durch das Fenster!